Hessischer Bildungsserver / LAKK Studienseminar für Gymnasien in Frankfurt

Gedenkstättenfahrt KZ-Dachau im Juli 2021

KZ DachauAm Montagmorgen der letzten Schulwoche vor den großen Ferien machten sich 14 LiV zur KZ-Gedenkstätte Dachau auf. Die Gedenkstättenfahrt – ein Angebot im Rahmen der Ausbildung im Fach Geschichte – fand in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Sie wurde organisiert und sorgfältig vorbereitet von den beiden Fachausbilderinnen Maren Metz und Iris Harnischmacher. Fachliche Unterstützung erfuhr die Gruppe von Martin Liepach, Mitarbeiter des Fritz-Bauer-Instituts, und den wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen des Max-Mannheimer-Hauses in Dachau, einem Studienhaus, das sich dem Gedenken an nationalsozialistische Verbrechen widmet.

Der folgende Bericht soll einen kleinen Einblick gewähren und zukünftigen Semestern eine Vorstellung davon geben, wie Geschichtsdidaktik eng mit Praxiserfahrung an außerschulischen Lernorten verzahnt werden kann.

Die unterschiedlichen Einheiten und Phasen des Programms waren mit einem Besuch der Gedenkstätte in Dachau verknüpft. Ein besonderer Fokus der dreitägigen Fortbildung galt der Vor- und Nachbereitung von Gedenkstättenfahrten, aber auch dem Umgang mit der Emotionalität und der eigenen Lehrer*innenrolle.

Plan KZ DachauFür viele Teilnehmer*innen war es der erste Besuch einer KZ-Gedenkstätte. Die Besichtigung wurde vom Max-Mannheimer-Studienzentrum vor- und nachbereitet sowie durch eine Führung auf dem Gelände begleitet. Dem „Doppeldecker“-Prinzip entsprechend haben die Teilnehmenden hierbei den Besuch zum einen aus der Perspektive der Besucher*innen, zum anderen aber auch immer aus der Perspektive der begleitenden Lehrkraft erlebt und reflektiert. Hierdurch wurde neben der Bedeutung des Konzentrationslagers Dachau im historischen Kontext des Nationalsozialismus immer wieder der Ort als Teil der Erinnerungskultur zum Thema gemacht. Dabei waren vor allem der Umgang der Dachauer mit dem Konzentrationslager, aber auch die aktuelle Nutzung des ehemaligen SS-Geländes durch die bayrische Bereitschaftspolizei („bavarian riot police“) zentral. Als besonders wertvoll wurde von den Teilnehmenden auch die Möglichkeit empfunden, die Gedenkstätte in mehreren individuellen Rundgängen zu besuchen.

Neben der direkten Beschäftigung mit den eigenen Erwartungen und Befürchtungen an einen KZ-Besuch und der konkreten Planung, Durchführung und Rahmung einer Gedenkstättenfahrt wurden in einer Reihe von Workshops weitere Aspekte der Arbeit mit Schüler*innen rund um diese Thematik behandelt.

Einer dieser Workshops beschäftigte sich mit der Fragestellung, wie Geschichtsunterricht in einer Migrationsgesellschaft gestaltet sein müsse. Hierbei haben die Teilnehmenden anhand unterschiedlicher Methoden, die sie zunächst selbst ausprobierten und anschließend reflektierten und diskutierten, erarbeitet, inwiefern diese in der eigenen Unterrichtspraxis praktikabel wären und welche Schlüsse daraus gezogen werden könnten.

In einem weiteren Workshop wurde den LiV der Umgang mit dem Quellenarchiv Arolsen Archives nähergebracht: Dort sind Dokumente rund um den Holocaust zu finden, die unter anderem das Leben einzelner Häftlinge in Konzentrationslagern dokumentieren. Sie bieten im Geschichtsunterricht den Schüler*innen die Möglichkeit, den Holocaust nicht nur als Massenphänomen, sondern auch als ein Schicksal Einzelner greifbar zu machen.

Außerdem gab es noch einen Workshop von Martin Liepach mit einer Einführung zu digitalen Angeboten, die im Unterricht unter anderem zum Thema Holocaust (www.die-quellen-sprechen.de) eingesetzt werden können. Hierbei handelt es sich um eine Sammlung von Dokumenten zu unterschiedlichen Zeiträumen und Ländern. Des Weiteren gibt es hier Gespräche mit Zeitzeugen, wie zum Beispiel Esther Bejarano und Max Mannheimer. Diese tragen auch manche der Dokumente selbst vor. Ein weiteres digitales Angebot findet sich auf www.tolerant-statt-ignorant.de und geht das Thema Antisemitismus in Form einer digitalen Ausstellung an. Dies eignet sich vor allem auch für den Distanzunterricht, da die Schüler*innen in den unterschiedlichen „Räumen“ viele der verschiedenen Themen selbstständig entdecken können.

Darüber hinaus wurde ein Workshop vom Max-Mannheimer-Team zum Thema „Antisemitismus“ angeboten, den alle Teilnehmenden gleichermaßen besuchten. Hierbei stand der Film „Masel tov Cocktail“ im Mittelpunkt. Anhand eines Workshop-Konzepts des Studienzentrums wurde reflektiert und diskutiert, inwiefern einerseits der Film (im Unterricht) genutzt werden kann und andererseits das Thema Antisemitismus (im Unterricht) für Schüler*innen aufbereitet werden kann.

Wie dieser Bericht vielleicht schon vermuten lässt, waren die drei Tage in Dachau für alle Teilnehmenden sehr bereichernd, was natürlich zum einen am sehr dichten und sehr guten Programm, zum anderen aber auch an der konstruktiven und spannenden Zusammenarbeit der LiV aus vier verschiedenen Semestern lag. Besonderer Dank gilt Magdalena Geier vom Max-Mannheimer-Studienhaus für das inhaltliche Konzept, die sehr gute fachliche Leitung und den intensiven kollegialen Austausch.

(von Lara Borchers, Andreas Kranke, Julian Wellershaus, Theresa Kulick)

| 30.7.2021