Hessischer Bildungsserver / LAKK Studienseminar für Gymnasien in Frankfurt

Exkursion des Fachseminars Geschichte zur KZ-Gedenkstätte Dachau im Juli 2022

Dieser Beitrag ist abgelaufen: 1. Januar 2023 00:00

Gruppenfoto FührungAuschwitz, Buchenwald, Dachau – das sind Chiffren für unermessliches Leid, für ein menschenverachtendes System und für Verbrechen, die mit rationalen Mitteln kaum begreifbar sind. Dass also über ehemalige Konzentrationslager des nationalsozialistischen Deutschlands im Geschichtsunterricht gesprochen werden muss, wird kaum bestritten. Im Gegenteil wird seit Jahren immer wieder die Forderung erhoben, den Besuch von ehemaligen Lagern und heutigen Gedenkstätten zur Pflicht für Schüler*innen an deutschen Schulen zu machen. Auf Einladung des geschichtsdidaktischen Ausbildungsmoduls des Studienseminars Frankfurt am Main unter Leitung von Maren Metz und Iris Harnischmacher in Kooperation mit dem Max Mannheimer Studienzentrum Dachau in Person von Magdalena Geier und mit Unterstützung durch den Frankfurter Historiker und Didaktiker Martin Liepach konnten LiV von unterschiedlichen Frankfurter Schulen an der KZ-Gedenkstätte Dachau selbst erleben, was es bedeutet, an einem solchen historischen Ort zu lehren und zu lernen.

Dabei gingen die Teilnehmer*innen mit einem breiten Spektrum an Erfahrungen und Wissen auf die Reise: Von erfahrenen Gedenkstätten-Fahrer*innen, die privat oder beruflich, allein oder mit Schüler*innen bereits unterschiedliche Gedenkstätten besucht hatten, über jene, die in der eigenen Schulzeit die eine oder andere Gedenkstättenfahrt absolviert hatten, zu anderen, für die die Dachau-Fahrt des Studienseminars die erste Begegnung mit einem Ort nationalsozialistischer Gewaltverbrechen war, war alles vertreten. Das buntgemischte Programm ließ für keinen Kenntnisstand und für keinen Geschmack etwas zu wünschen übrig. Insbesondere die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Programmpunkten nach eigener Präferenz wählen zu können, stellte einen Luxus dar, den man – Stichwort Schülerzentrierung – auch eigenen Schüler*innen wünscht; sie verdeutlicht, dass das Leitungsteam vielseitig interessiert war und die unterschiedlichen Bedürfnisse der Teilnehmer*innen berücksichtigte.

BäumeSelbstverständlich drehte sich bei einer Gedenkstättenfahrt nach Dachau vieles um das ehemalige Konzentrationslager Dachau. Vieles, aber eben nicht alles: Paradoxerweise spielte der Ort gleichzeitig eine herausragende Rolle, ohne allerdings die Aufmerksamkeit ostentativ monolithisch in Beschlag zu nehmen. Getreu dem Veranstaltungstitel „Haltung und Positionierung der Lehrkräfte in der Holocaust Education“ ging es in den knapp drei Tagen um weit mehr als um eine Gedenkstätte und ihre Spezifitäten. Es ging um einen Themenkomplex, der sich von der Genese von Rassismus, Antisemitismus, Faschismus und Nationalsozialismus in ihrer historischen Dimension und deren Erforschung bis hin zur zivilgesellschaftlichen und staatlichen Aufarbeitung erstreckt. Aktuelle Herausforderungen und politische Strömungen wurden ebenfalls in den Blick genommen. Auch die Positionierung und Verantwortung der Lehrkräfte für die Vermittlung dieser komplexen historischen Zusammenhänge im Hinblick auf die Diversität der Lernenden (und in Anbetracht schulischer Zeitknappheit) wurden reflektiert.

Neben dem obligatorischen und durch Magdalena Geier hervorragend angeleiteten gemeinsamen Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau ließ das Programm also Zeit und Raum nicht nur für die Vor- und Nachbereitung dieses Rundgangs, sondern auch für pragmatische Fragen („Wie organisiere ich selbst eine Gedenkstättenfahrt?“), für die Reflektion der eigenen Haltung und der eigenen Erwartungen (sowie der Erwartungen der Schüler*innen) in Bezug auf den Besuch eines ehemaligen Konzentrationslagers, für einen Blick in unterschiedliche digitale Angebote zum Thema Holocaust Education, für die Beschäftigung mit der Vielfalt unterschiedlicher Antisemitismen, für viele Gespräche und nicht zuletzt auch für den persönlichen Austausch in einer interessierten, engagierten und angenehmen Reisegruppe.

Der Dank der Reisegruppe für eine rundum gelungenes, lehrreiches und trotzdem auch lockeres Seminar gilt den Organisatorinnen und der Seminarleitung der Veranstaltung sowie dem Studienseminar Frankfurt für die Ermöglichung dieser Fahrt und der damit verbundenen Erfahrung.

Bericht: Paul Alke

| 24.2.2023