Bericht über die Gedenkstättenfahrt nach Dachau im Juni 2023
Dieser Beitrag ist abgelaufen: 29. Februar 2024 00:00
Im Rahmen der Multiplikatorinnen- und Multiplikatorenfortbildung des Studienseminars für Gymnasien Frankfurt, des Max Mannheimer Studienzentrums und des Fritz Bauer Instituts, die vom 26. bis 28. Juni 2023 in Dachau stattfand, hatten 17 Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst das Privileg, sich an und mit diesem besonderen außerschulischen Lernort auseinanderzusetzen. Der Schwerpunkt der Fortbildung lag dabei auf Haltung und Positionierung der Lehrkräfte in der Holocaust Education und wurde von den Ausbilderinnen Maren Metz und Iris Harnischmacher sowie von dem Referenten des Fritz Bauer Instituts Martin Liepach organisiert.
Die Fortbildung erstreckte sich über drei arbeitsintensive und erkenntnisreiche Tage. Zu Beginn wurde uns die Möglichkeit geboten, einander kennenzulernen und uns mit dem Max Mannheimer Studienzentrum vertraut zu machen. Unserer Referentin Magdalena Geier gelang es sofort, das ohnehin große Interesse der Teilnehmenden in einen austauschreichen Auftakt münden zu lassen. Mit der Methode „Bilder im Kopf“ konnten wir uns assoziativ über unsere Vorstellungen und Befürchtungen austauschen und im Anschluss mit der didaktischen Brille die Brücke zu unserem Unterrichtsalltag schlagen. Zudem erhielten wir einen Ausblick über die bevorstehenden Workshops.
Hier wurde bereits deutlich, dass die unterschiedlichen Fächerkombinationen der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst einen großen Mehrwert für die Auseinandersetzung besitzen. Dieser Eindruck bestätigte sich in vielen weiteren Gesprächen – ob in Arbeitsphasen oder Pausen.
In den Workshops, die arbeitsteilig an Tag 1 und Tag 2 angeboten wurden, konnten wir uns anhand von analogen und digitalen (auf iPads) Dokumenten zu individuellen Schicksalen mit der Geschichte des KZ Dachau auseinandersetzen. Durch die Arbeit mit dem Material aus den Arolsen Archives haben wir nicht nur unser persönliches Geschichtswissen vertieft, sondern gleichzeitig den bevorstehenden Gedenkstättenbesuch vorbereitet. In den an-schließenden Feedback-Runden erhielten wir Raum für den Austausch unserer Ergebnisse und die Artikulierung offener Fragen. Außerdem diskutierten wir auch an dieser Stelle über Möglichkeiten zur Implementierung in den Regelunterricht und über Anknüpfungspunkte zur individuellen Weiterarbeit.
Am zweiten und dritten Tag stand der Gedenkstättenbesuch auf dem Plan, der zunächst von Magdalena Geier geführt wurde. Für die meisten Teilnehmenden war es der erste Besuch dieser Gedenkstätte – die, die sie bereits kannten, waren in der Regel zuletzt als Schülerinnen und Schüler vor Ort gewesen. Dieser Perspektivwechsel bewährte sich in vielen Gesprächen als sehr aufschlussreich und gewinnbringend.
Der Besuch der Gedenkstätte, der das Herz der Fortbildung war, war für alle Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst sowohl auf professioneller als auch auf menschlicher Ebene eine bereichernde und herausfordernde Erfahrung. Durch die Vorbereitung in den Workshops konnten wir die bearbeiteten Dokumente besser einordnen und anschließend vertieft diskutieren – in spontanen Einzelgesprächen und in der Plenumsdiskussion. Der rote Faden, der sich durch die Fortbildungsreihe zog, war deutlich und hilfreich für fachliche und fachdidaktische Plenumsdiskussionen, die sich an jeden Programmpunkt anschlossen.
Am dritten Tag bekamen wir erneut die Möglichkeit, vor unserer Abreise die Gedenkstätte individuell zu begehen. Zuvor erhielten wir einen tieferen Einblick in die Arbeit des Max Mannheimer Instituts und der Bildungsabteilung der KZ-Gedenkstätte Dachau. Ferner beschäftigten wir uns intensiv mit der Frage, wie eine Gedenkstättenfahrt in der Schule organisiert werden kann und warum ein Besuch – gerade in der heutigen Zeit – so wichtig ist. In Arbeitsgruppen erarbeiteten wir uns die inhaltlichen und organisatorischen Aspekte, die mit der Planung einer Exkursion einhergehen. Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten werden alle Lehrkräfte mit Sicherheit nachhaltig unterstützen, ebenso wie die Erinnerung an diese Tage für immer bleiben wird.
Die Gedenkstättenfahrt nach Dachau war für alle Teilnehmenden ein großer Erfolg. Sie vermittelte uns nicht nur historisches Wissen, sondern lenkte unseren Blick auf innovative gedenkstättenpädagogische Ansätze, um Holocaust Education sensibel und effektiv in den Unterricht zu integrieren. Wir kamen in einen erkenntnisreichen Austausch über wichtige Werkzeuge, die unsere Schülerinnen und Schüler befähigen, die Singularität des Holocaust und die Konsequenzen von Diskriminierung und Hass zu verstehen. Neben den inhaltlichen Aspekten bot die Exkursion außerdem eine gute Gelegenheit zum Netzwerken und zum kollegialen Austausch. Dies wurde auch durch unseren Aufenthalt in der Jugendberge im Max Mannheimer Haus ermöglicht, in der wir kulinarisch versorgt wurden und viele räumliche Möglichkeiten für den Austausch hatten. Das abendliche Zusammenkommen in umliegenden Gaststätten bot zudem die Gelegenheit, in gemütlicher Atmosphäre die Themen zu vertiefen, sich besser kennenzulernen und/oder einen herausfordernden Tag einfach ausklingen zu lassen.
Wir Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst sind dankbar für diese intensive Chance, unser Rüstzeug für die Auseinandersetzung mit dem Holocaust im Unterricht zu vergrößern. Uns bleibt an dieser Stelle nur noch der Dank an das Studienseminar Frankfurt, das Fritz Bauer Institut, das Max Mannheimer Studienzentrum, insbesondere an Magdalena Geier, und an die Organisatorinnen Maren Metz, Iris Harnischmacher und den Organisator Martin Liepach. Außerdem danken wir der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, die unsere Exkursion bezuschusst hat.
An dieser Stelle würde ich gerne mit den Worten Max Mannheimers (1920-2016) schließen, die uns die Antwort auf die Frage „Warum sollten wir eine Gedenkstättenfahrt organisieren?“ geben:
„Ihr seid nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür,
dass es nicht mehr geschieht.“
(Autorin: Yohana Cohn-Bendit)